Vater verstößt gegen Datenschutz

Hi Leute, folgendes Problem, das mich seit längerem sehr beschäftigt und das ich mir endlich mal von der Seele schreiben muss. In der Hoffnung, dass ihr vielleicht einen Rat für mich habt:

Ich hatte nie einen guten Draht zu meinem Vater, inzwischen hat er aber den Bogen deutlich überspannt. Kurz zur Situation: Meine Eltern haben vor ca. 15 Jahren das Haus meiner Oma geerbt und wir sind dort zusammen eingezogen. Damals noch meine Eltern, meine Schwester und ihr Freund und ich.

Meine Schwester und ich waren damals anfang 20. Zwischenzeitlich sind wir ausgezogen, ich habe allerdings vor einiger Zeit die obere Etage des Hauses gekauft, bin inzwischen 36 Jahre alt und dachte eigentlich, dass das eine gute Entscheidung war. Ich habe die obere Etage komplett alleine für mich und eigentlich wäre alles gut...

...wenn denn die Sache mit meinem Vater nicht wäre. Ich habe mein Leben lang wirklich ein kompliziertes Verhältnis zu ihm gehabt und bemühe mich inzwischen aktiv, den Kontakt zu ihm so gering wie möglich zu halten. Das klappt an sich relativ gut. Ich gehe eigentlich nur nach unten, wenn es sein muss und halte mich so gut es geht fern von ihm.

Nun aber das Problem: Er verstößt extrem gegen den Datenschutz - so sehr, dass ich inzwischen den Kauf der oberen Etage bereue.

Was genau meine ich?

Nun ja, er hat halt am Haus diverse Kameras angebracht.

Eine an der Haustür, eine an der Terassentür und eine auf dem Dachboden (da wir dort Ungeziefer hatten). Die Kameras sind komplett falsch ausgerichtet und erst nach mehrmaligen auf ihn Einreden hat er wenigstens ein Schild am Haus angebracht, das auf die Kamera hinweist (auch wenn dieses erst viel zu spät zu sehen ist...).

Versteht mich nicht falsch, ich will kein Allmann sein, aber die Kamera filmt weit über unser Grundstück hinaus, die ganze Straße UND der Vorgarten + halbe Haustür unseres Nachbarn ist mit drauf. Wenn mein Nachbar die Tür öffnet, filmt mein Vater IN DAS HAUS des Nachbarn...

Die Kamera geht zwar nur an, wenn sich jemand in der Einfahrt bewegt (laut Aussage meines Vaters), allerdings gibt es bei uns keinen Bürgersteig/Gehweg, der Zuweg geht direkt auf die Straße und wenn jemand nur ein paar Schritte auf unseren Zuweg macht, geht die Kamera schon an. Aber es geht noch weiter.

Die Kamera nimmt auch den Ton mit auf. Neulich waren diese Sternensänger vor der Tür, 3 kleine Kids am singen mit Aufsicht. 10 Minuten später schickt mir mein Vater die Aufnahme (verbreitet es auch noch) darauf zu sehen und zu hören, wie er die Tür für die Kinder auf macht und man hört und sieht sie singen. Also zusätzlich zu der eh falschen Ausrichtung auch noch eine Tonaufzeichnung und Verbreitung der Aufnahmen. Ach ja, gespeichert werden alle Aufnahmen auch noch auf seinem Handy - dauerhaft. Wenn ich mal Besuch bekomme, hat er ein Video von deren Ankunft auf dem Handy. Inklusive kurze Gespräche meiner Besucher vor der Tür.

Das reicht noch nicht?

Den Vogel hat er im Sommer letzten Jahres abgeschossen - und zwar so richtig.

Er hatte sich einen GPS-Tracker gekauft, who knows wozu, er verlässt eh nie das Haus. Ich hatte mir zu der Zeit ein neues Fahrrad gekauft, im Sommer mache ich gerne meine Touren.

An einem Tag war ich unterwegs und da es einem Kumpel von mir zu der Zeit nicht gut ging, habe ich ihn nach der Tour besucht. Es war recht spät und wir haben uns dann noch spontan mit anderen Freunden getroffen, waren ebenfalls spontan auf der Geburtstagsfeier des Bruders vom Kollegen und sind halt einfach in der Nacht viel unterwegs gewesen.

Einen Tag später fragt mich mein Vater dann nach verschiedenen Adressen und wer da wohnt. Jetzt kommts: Er hat den GPS-Tracker in meiner Fahrradtasche versteckt. "Wollte nur mal ausprobieren, ob er funktioniert. Wie hätte ich das sonst machen sollen? Warum bist du eigentlich um 2 Uhr Nachts erst bei Adresse X, dann bei Adresse Y usw gewesen? Wer wohnt da?" - das waren seine Worte und er zeigt mir eine Karte auf dem Handy wo meine komplette Tour aufgezeichnet war. Ich habe mich extrem zurückhalten müssen, ihn nicht zur Sau zu machen. Ich habe jedoch zum Glück (oder zu meinem Pech?) eine recht gute Selbstbeherrschung und hab versucht ihm sachlich klar zu machen, dass sowas absolut nicht geht und nicht erlaubt ist.

Das trifft bei ihm allerdings nur auf taube Ohren. Es ist ihm einfach scheiß egal. Er ist sich bewusst, dass das alles nicht erlaubt ist, aber "was soll denn passieren? bekommt doch eh keiner mit". Das mit dem GPS-Tracker fand er sogar lustig. Ich hab ihm DEUTLICH klar gemacht, dass das nicht lustig ist, ein No-Go ist und ich ihn sogar hätte anzeigen können. Juckte ihn nicht...

Inzwischen bereue ich den Kauf der oberen Etage sogar. Ich fühle mich hier ehrlich gesagt nicht mehr sicher. Ich würde ihm inzwischen zutrauen, auch andere Kameras IM Haus installiert zu haben.

Ich habe ihm wirklich mehrfach gesagt, dass das alles nicht ok ist und das er das NICHT DARF.

Ich will auch, dass er mir seine App zeigt, damit ich wirklich sehe, wo wir überall Kameras haben. Wie gesagt, ich fühle mich hier nicht mehr sicher bzw. unbeobachtet. Habe ich da ein Recht zu, dass er mir das zeigen muss?

Mir fällt als letzte Option eigentlich nur noch ein, ihm beim Datenschutzbeauftragten zu melden... Wäre das übertrieben? Es ist halt einfach schwer das objektiv einzuschätzen, wenn es um den eigenen Vater geht. Ansonsten bleibt mir eigentlich nur die obere Etage zu vermieten und woanders hin zu ziehen, was ich jedoch extrem Schade finden würde, denn abgesehen von der Sache mit den Kameras ist das hier eine wunderbare Gegend etc. und es kann doch eigentlich nicht sein, dass man sowas nicht vernünftig klären kann...

Nun ja, für eure Tipps oder Meinungen wäre ich dankbar...